Lötkolben zum Ausbrennen
Lötgeräte kamen zum Ausbrennen von Stickereimustern genauso wie für das Anbringen von Strasssteinen auf die Stickereigewebe zum Einsatz. Diese Methode funktionierte allerdings nur bei synthetischem Material. Ansonsten musste wie eh und je mit der Schere ausgeschnitten werden.
Für beide genannten Tätigkeiten wurden die gleichen Lötgeräte verwendet, allerdings mit auswechselbaren Aufsätzen. Das Ausbrennen, das aufgrund der Dämpfe des verbrannten Materials nicht sehr gesund war, erforderte höchste Konzentration: Fuhr die Heimarbeiterin mit der glühenden Spitze einen Millimeter zu weit über den Rand der vorgesehenen Öffnung, war der Stoff irreparabel beschädigt.
Verwendungsort: Schwarzenberg, Bregenzerwald
Material: Metall und Kunststoff
zur Verfügung gestellt von Rita M.
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Annele Metzler aus Schwarzenberg um 1965 beim „Schtöala“ (Fixieren von Strasssteinen). Das Anbringen von Strasssteinen auf Stoffe war eine weit verbreitete Heimarbeit, die mit unterschiedlichen Werkzeugen durchgeführt wurde. Häufig wurden die Steine, die an der Rückseite mit Plastik überzogen waren, mittels Lötkolben mit dem Stoff verbunden.
Ort: Schwarzenberg
Foto um 1965
zur Verfügung gestellt von Edith U., Schwarzenberg
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Das wichtigste Gerät der Heimarbeiterinnen in der Textilindustrie war die Schere in den verschiedensten Spielarten und Modellen. In der Stickerei wurde die Ausschneideschere sehr viel genutzt. Für die kleinteiligen Stickereien musste sie handlich sein und brauchte eine sehr spitze Klinge zum punktgenauen Durchstechen des Stoffes. Die meisten Heimarbeiterinnen hatten ihr persönliches „Lieblingsscherle“.
Voraussetzung für das Funktionieren waren perfekt geschliffene Klingen. Unternehmen wie Wohlgenannt in Dornbirn und Collini in Hohenems lebten viel Jahre vom Verkauf und Schleifen der Scheren, bis dieses Geschäft mit dem Rückgang der Textilindustrie in Vorarlberg ebenfalls einbrach.
Herstellungsort: Solingen, D
Verwendungsort: Lustenau
Material: Metall
zur Verfügung gestellt von Gerda P.
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Der umgangssprachliche Ausdruck „Coup“ meint Stoffcoupon - einen bestimmten Zuschnitt. Er stammt vom französischen „coupe“ (Schnitt) und bezeichnete die Stoffmenge, die in der Stickerei von der jeweiligen Maschine am Stück abgenommen wurde.
Coups waren große Stoffrollen, die nicht immer einfach zu transportieren bzw. an der Nachstick- oder Ausschneidemaschine zu handhaben waren.
Aus einem Coup Stickereistoff entstanden beim Ausschneiden in Heimarbeit zum Beispiel Stickereibänder, die dann in einem weiteren Arbeitsschritt mit der Wickelmaschine auf Rollen oder Karten aufgewickelt wurden.
„Bei uns war der Küchentisch groß, denn wir waren doch sechs Leute, und dann war der Coup immer über den ganzen Tisch ausgebreitet, und wenn man zu Mittag gegessen hat, dann hat man ihn zuerst wegschieben müssen, wenn wir Kinder von der Schule gekommen sind. Die Mutter hat dann weitergeschnitten, und wir haben halt gegessen und die Hausaufgaben gemacht.“
Ort: Lustenau
Datierung: 2017
Coup zur Verfügung gestellt von der Fa. ISCO Stickerei GesmbH
Erinnerung zur Verfügung gestellt von Ulrike B., Hittisau
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In den 1980er-Jahren war ich auf einem Seminar für Marketing in Bezau, das vom Managementcenter Vorarlberg organisiert wurde. Dort lernte ich einen Kleinunternehmer kennen, der von der Heimarbeit lebte:
Die Firma Märklin aus Göppingen in Baden-Württemberg schickte wöchentlich einen großen LKW mit Kleinteilen für Modelleisenbahnen (Loks, Waggons etc.) ins Grödnertal in Südtirol zu einem fixen Verteilerpunkt zu einer fixen Zeit. Dort übernahm der Kleinunternehmer mit seinen VW-Bussen die versprochenen Teile und ließ sie durch seine Mitarbeiter (VW-Busfahrer) in die letzten Winkel des Tales zur Heimarbeit verteilen und sammelte die montierten Loks und Waggons wieder ein, um die in der Vorwoche gefertigten Produkte zur Sammelstelle zu bringen. Der LKW, mit Fertigprodukten beladen, fuhr wieder zurück in die Märklinzentrale in Deutschland, wo das Spielzeug dann in die Welt verkauft wurde. Der Lohn für Heimarbeit im Grödnertal (Italien) betrug einen Bruchteil des Lohns in der Märklin Fabrik in Göppingen. Das war der Treiber für die Heimarbeit!
Erinnerung zur Verfügung gestellt von Alfred T., November 2018
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